Nach über 60 Jahren nisten seit 2022 in Weil der Stadt wieder erfolgreich Störche auf dem Storchenturm!
Was für andere Gemeinden ganz normal, teilweise sogar lästig ist, ist für unsere Stadt eine Attraktion!
Unser Nest ist das einzige besetzte im Landkreis Böblingen!
Die Brut und Aufzucht 2022 war erfolgreich, 2 Jungstörche haben Mitte August die Stadt verlassen.
Die ganze Geschichte unter der Rubrik "Die ersten Störche 2022".
Auch 2023 hatten die Störche wieder einen Bruterfolg, der leider nicht gut endete. Genaueres ist nachzulesen unter "Unsere Störche 2023".
Nach der Überwinterung des Jungstorches aus 2023, Trick, haben sich auch 2024 wieder die Altstörche auf dem Storchenturm niedergelassen.
Über den Werdegang der Störche, die Ereignisse rund ums Nest wird fortlaufend berichtet von Sabine Holmgeirsson, seit 2024 Storchenbetreuerin des
Landkreises.
Die Männchen kommen etwa ab Mitte Februar aus dem Süden zurück und besetzen den Horst vom Vorjahr. Die Weibchen folgen etwa ein bis zwei Wochen später und treffen ihren Partner erst am Nest wieder. Geschlechtsreif gewordene Jungstörche, aber auch andere Männchen, machen den Horst dem angestammten Pärchen schon mal streitig.
Ein paar Tage nach einer erfolgreichen Paarung erfolgt die erste Eiablage, alle 2-3 Tage folgt ein weiteres Ei, bis 5 bis 7 Eier im Nest liegen. Die Störche brüten abwechselnd, dabei ist teilweise nur der Kopf überm Nestrand zu sehen. Nicht alle Eier werden ausgebrütet und wenn das Futter knapp ist, sterben auch Jungtiere durch die Geschwister oder die Eltern.
30 Tage beträgt die Brutzeit und 60 Tage verbringen die Jungen im Nest. Dann werden sie flügge und etwa 4 Wochen später, noch vor den Eltern, ziehen sie gen Süden,
etwa ab Mitte August. Von dort kommen sie erst zurück, wenn sie geschlechtsreif sind, also nach 2 bis 3 Jahren. Sie suchen sich neue Plätze zum Brüten, das kann weitab von ihrem Schlupfort
sein!
Eigentlich sind Störche erst im Alter von 3 - 4 Jahren geschlechtsreif, aber mittlerweile gibt es immer mehr Zweijährige, die sich bereits paaren. Der Bruterfolg ist dadurch nicht garantiert und deshalb war es auch lange nicht sicher, dass unser Paar 2022 erfolgreich sein würde.
Der Bestand an brütenden Weißstorch-Paaren in Baden-Württemberg hat sich zum Glück gut erholt. Waren es Mitte der 1970-er Jahre nur noch 15 Brutpaare, wurden in 2023 etwas über 2000 Brutpaare gezählt. Es war viel Forschung und Schutz notwendig, um diesen Erfolg zu erreichen. Dazu gehörte auch, dass das Zugverhalten beobachtet wurde und wird, teils mit besenderten Störchen. Das Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Radolfzell hat eine Abteilung für Tierwanderungen. Sie besendert Störche und gibt auch die Ringe aus nach bestimmten Kriterien, mit denen Störche, aber auch andere Zugvögel, gekennzeichnet werden. So kann man den Werdegang der Tiere genauer nachvollziehen. Beringung und Besenderung dient der Forschung und da unser Nest das einzige in der Region ist, ist es besonders interessant! Die Sender wiegen 27 g, der Storch über 3 kg. Vom Sender merkt der also nichts.
Beringt werden die Jungstörche im Alter zwischen 4 und 7 Lebenswochen. In diesem Alter fallen sie bei Gefahr in die sogenannte Akinese, eine Starre, die ein totes Tier vortäuschen soll. Sie wehren sich also nicht, sondern liegen starr im Nest. So können sie gewogen und beringt oder besendert werden und man schaut sich den Gesundheitszustand an. Kurze Zeit nach der Störung sind sie wieder putzmunter und auch die Alten kehren zurück und füttern, als wenn nichts gewesen wäre.
Alle Funde beringter Störche kommen in ein Register und werden den entsprechenden Störchen zugeordnet. Der "Finder" bekommt Informationen über die Herkunft der Tiere, man kann also die Ringnummer (wenn man sie denn ablesen konnte) nach Radolfzell melden und bekommt Auskunft über den Storch.
Aber auch wer die Beringung der Jungen veranlasst hat, bekommt Auskunft, wenn diese Störche wiedergefunden werden. So hoffen wir, in den nächsten Jahren auch mal von unseren Jungen aus 2022 wieder etwas zu hören. Die 3 Jungen aus 2023 wurden mit Sendern versehen, man konnte die Überwinterung von Trick mitverfolgen.
Vor allem an den Überwinterungsorten in Spanien und Afrika gibt es auch professionelle Ringableser, aber auch bei uns werden an bestimmten Beobachtungsstationen die Ringe abgelesen und die Informationen weitergegeben.
Sehr oft werden wir dazu angeregt, eine Webcam zu installieren und auf dieser Homepage zu verlinken.
Wir sehen das genauso, dass es schön wäre, einen direkten Blick ins Nest zu haben und die Aufzucht der Jungstörche besser beobachten zu können.
Wo bringt man aber die Kamera an, von wo hat man einen Blick ins Nest? Gibt es dort Strom und Internet? Diese Fragen müssen noch geklärt werden, erste Versuche waren nicht so überzeugend. Die beste Lösung ist eine Anbringung direkt am Nest, was aber mit größeren Kosten für Ausstattung, Hebebühne und Internet verbunden ist.
Wer also für die Betreuung der Störche ( z.B. Horst pflegen, Webcam installieren) spenden
möchte, kann dies auf unser untenstehendes Konto tun. Bitte als Verwendungszweck "Störche" angeben.
Vielen Dank für die bisher äußerst positiven Rückmeldungen, die uns eine große Anteilnahme am Geschehen rund um das Storchennest zeigt!!
Immer wieder wird beobachtet, dass auch andere Störche versuchen, das Nest zu übernehmen. Da würde es doch naheliegen, weitere Nester zu installieren. Aber es gibt
auch Bedenken, die nicht leicht zu entkräften sind. Mit weiteren Nestern verhindern wir versuchte Horstübernahmen nicht! Aber sie brauchen eigentlich auch keine vorbereiteten Gestelle, um
zu nisten.
Wir wollen zunächst die Installation einer Webcam angehen. Es wird ein weiteres Nest in Merklingen (siehe unten) geben.
1. Akzeptanz weiterer Nester
Störche nisten oft in Kolonien, auf manchen Kirchendächern zählt man 8 Nester und mehr. Sie sind also gewohnt, auf engem Raum miteinander auszukommen. Das geht
allerdings nicht ohne Kampf ab, teils mit schweren Verletzungen, und auch Nistmaterial wird gern bei den Nachbarn geraubt. Der schwerste Schritt ist aber, dass neben einem 1. Nest im Umkreis ein
2. erfolgreich besetzt wird und einen Bruterfolg hat. Störche sind auch revierbildend und das Paar im 1. Nest sieht alle weiteren Nester im Umkreis als ihre eigenen an. Sie kämpfen also mit
Neuankömmlingen und versuchen, die Besetzung weiterer Nester zu verhindern. Durch die ständigen Kämpfe und Vertreibungen sind die Störche dermaßen unter Stress, dass eine Aufzucht von Jungen
nicht möglich ist. Es kann also mehrere Jahre dauern, bis ein 2. Nest auch erfolgreich dauerhaft belegt wird. Wenn dieser Schritt gemacht ist, sind die Schritte zu weiteren Nestern wesentlich
einfacher.
2. Futter ausreichend vorhanden?
Diese Frage wird sehr oft gestellt: was fressen die Störche? Jeder kennt den Mythos, dass Störche Frösche jagen und fressen. Doch das stimmt so nicht, denn davon gibt es so wenig mittlerweile, dass die Störche sich umgestellt haben auf Mäuse, Regenwürmer und Insekten, vor allem Heuschrecken. Aber auch kleinere Schlangen und Blindschleichen werden nicht verachtet.
Störche sind meist auf Feuchtwiesen unterwegs und davon gibt es bei uns, auch durch Bebauung, immer weniger. Auch die trockenen Sommer setzen ihnen sehr zu. Die Jungen brauchen in den letzten Nestlingswochen jedes etwa 1,5 kg Futter pro Tag! Wenn das Futter nicht für alle Jungen reicht, wird das oder die Schwächsten auch aus dem Nest geworfen.
Wollen wir das riskieren? Das diskutieren wir immer wieder, denn wir sind nicht sicher, ob auf den umgebenden Wiesen wirklich genug Futter für, angenommen 4 Paare
plus Junge, vorhanden wäre. Der Storchenexperte, der auch die Beringung vornahm, hat sich da eindeutig geäußert: es sollte bei einem Nest in der Stadt bleiben.
3. Hoher Aufwand und Kosten
Die Nester müssen spätestens alle 2-3 Jahre im Herbst kontrolliert und entlastet werden, sonst werden sie tonnenschwer. Die Störche bauen jedes
Jahr weiter und bringen immer mehr Material ein, oft auch problematisches: Funde in den Nestern waren u.a. schon Schuhe, Kleidungsstücke, aber vor allem viele Plastikteile. Daran verenden
mittlerweile viele Junge im Nest qualvoll, wie 2023 einer unserer Jungstörche.
Die Anbringung der vorbereiteten Nester muss mit 2 Hebebühnen erfolgen, bei den entsprechenden Höhen reichen die Feuerwehrleitern und Geräte des Bauhofes nicht aus. Das Anmieten einer Hebebühne für einen Tag kostet etwa ab 1000,- €. Und es braucht Aktive, die die Nester dann auch betreuen.
Deshalb wird es erstmal bei einem Nest in Weil der Stadt bleiben und wir werden die Entwicklung der kommenden Storchenbruten beobachten.
Ende Juli hat der Verein der Vogel- und Naturfreunde Merklingen ein neues
Storchennestgestell auf dem Steinhaus installieren lassen.
Schon vorher haben sich immer mal wieder durchziehende Störche dort niedergelassen.
Ende August kam ein Trupp von 13 Jungstörchen und ließ sich auf den Dächern der Kirchenburg und auf dem Nest nieder. Es wurde also schon begutachtet!
Wir sind gespannt, ob schon nächstes Jahr ein Storchenpaar in dem Nest brüten wird.