NABU begründet Klage gegen Hermann-Hesse-Bahn

28.10.2016
Der NABU Baden-Württemberg hat die Begründung seiner Klage gegen den ersten Planfeststellungsbeschluss zur Hermann-Hesse-Bahn vor dem Verwaltungsgerichtshof Mannheim fristgerecht eingereicht. Gestützt wird die Klage durch ein neues Gutachten. Dieses stuft den Hirsauer Tunnel bei Calw als „bundesweit bis international bedeutsames Winterquartier“ für bedrohte Fledermäuse ein und den Forsttunnel bei Althengstett als „überregional bedeutsam“. Beide Tunnel gehören zu den wichtigsten Quartieren des Landes, beide sind durch den Bahnbetrieb gefährdet.

Die Stellungnahme des NABU Landesverbandes Ba.-Wü. kann man hier lesen!

 

 

Aktuelles Thema Hermann-Hesse-Bahn

Der NABU Weil der Stadt begleitet zusammen mit den Naturschutzvereinen im Kreis Calw die Bemühungen vom LRA Calw, die Beeinträchtigungen der diversen Biotope entlang der Strecke zu minimieren. Für die Fledermäuse, die zu tausenden in zwei Tunneln überwintern, gibt es mit dem bisherigen Betriebskonzept leider keine Aussicht auf Rettung.

Siehe auch Zeitungsartikel "Wo Fledermäuse unter die Räder kommen" im Böblinger Boten vom 9. Februar 2016.

 

Hermann-Hesse-Bahn und Naturschutz

Stand 14.2.2015

Aktuelles zum Naturschutz bei der HHB
Anfang Januar haben der NABU Weil der Stadt, der NABU Landesverband und der Landesnaturschutzverband (LNV) Kreis Calw Stellungnahmen zu diversen Aspekten des Naturschutzes bei der HHB an das zuständige Regierungspräsidium Karlsruhe geschickt. Alle 3 Stellungnahmen haben u. a. das bisherige Fehlen einer akzeptablen Lösung der Problematik mit den Winterquartieren der Fledermäuse in den bestehenden Tunneln stark kritisiert. Die bisher vom Landratsamt Calw festgelegte Maßnahme, Ersatzquartiere zu schaffen, gilt in Fachkreisen als keine Lösung zur Rettung der rund 7000 Tiere. Die Versuche im September 2014 die Tiere zu vergrämen, sind gescheitert. Die Fledermäuse können auch nicht umgezogen werden, und viele würden deshalb durch Zusammenstöße mit den schnell fahrenden Zügen, vor allem während der Balzzeit, umkommen, wenn zu dieser Zeit die Geschwindigkeit in den Tunneln nicht auf 30 bis 40 km/h gedrosselt wird. Dafür muss etwas "Luft" im Fahrplan geschaffen werden, beispielsweise in dem die HHB nur bis Weil der Stadt fährt.
Ohne eine Lösung zur Rettung der Fledermäuse kann ein Bahnbetrieb auf der reaktivierten Strecke nicht behaupten, umweltfreundlich zu sein!
Die Stellungnahmen, die auch weitere konkrete Verbesserungen beim Naturschutz fordern, werden im Verlauf des Verfahrens vom Regierungspräsidium und Landratsamt behandelt. Dazu gehören aus unserer Sicht gemeinsame Gespräche zwischen den Behörden und den Naturschutzverbänden, bevor mit Baumaßnahmen in den Tunneln angefangen wird. Darauf werden wir achten.

Alan Knight

NABU Weil der Stadt

Biotopschutz

Stand 16.12.2014

Liebe Naturschützer,
die Problematik des Naturschutzes in Verbindung mit der geplanten Hermann-Hesse-Bahn (HHB) ist bisher leider weder in der Öffentlichkeit noch in der Politik kaum angekommen und wurde in der Informationsveranstaltung am 12. Dezember während der Präsentation des LRA Calw lediglich in einem Nebensatz in der Einleitung erwähnt. Die Fragerunde brachte keine neuen Informationen diesbezüglich.

Trotzdem ist in Naturschutzkreisen vor allem das Thema Rettung der Fledemäuse von großer Bedeutung. Die neuesten Schätzungen von 2014, die mit neuesten wissenschaftlichen Methoden ermittelt wurden, zeigen, dass die zwei Tunnel Fledermaus-Winterquartiere von überregionaler Bedeutung sind. Hier überwintern 13 geschütze Arten mit einem inzwischen geschätzten Gesamtbestand von rund 7000 Tieren. Bei einer Aufnahme des Betriebes mit Zügen, die mit voller Geschwindkeit durch die Tunnel fahren, werden während der Schwärmzeit (Balz) von August bis Oktober Tiere mit den Zügen kollidieren. Eine Umsiedlung ist nicht möglich, und nach vergeblichen Versuchen im Sept. 2014 lassen sie sich auch nicht vergrämen. Der Vorschlag, der heute noch verfolgt wird, Ersatzquartiere im Kreis Calw bzw. ggf. sogar sonstwo in Baden-Württemberg zu schaffen, wird den heutigen Populationen wenig helfen, wenn sie nicht von sich aus nach neuen Winterquartieren suchen. Einzige anerkannte Abhilfe wäre eine Drosselung der Zuggeschwindigkeit in den Tunnel. Diese Lösung wird aber aufgrund der sehr knappen Wendezeiten der HHB in Calw und Renningen vom Betreiber abgelehnt. Denkbar ist allerdings die Berücksichtigung von Langsamfahrstellen in einem überarbeiteten Fahrplan, wenn die Züge nur bis Weil der Stadt fahren.

Der Tod oder die Vertreibung von einer derart großen Population von Fledermäusen ist für die Naturschutzverbände völlig inakzeptabel. Seit einigen Wochen arbeiten deshalb NABU, BUND und Landesnaturschutzverband (LNV) in den Kreisen Calw und Böblingen in dieser Angelegenheit zusammen. Der NABU-Landesverband Baden-Württemberg hat die Rettung der Fledermäuse zu einem Vorstandsangelegenheit gemacht.

Die Themen Umwelt- und Naturschutz werden von vielen als bisher nicht hinreichend berücksichtigt empfunden. Und ob das heutige Betriebskonzept mit Endbahnhof Renningen den Ansprüchen an die Pünklichkeit der Züge der HHB gerecht wird, ist bisher nicht bekannt. Als Voraussetzung für das positive Ergebnis ihres Stresstests hat für DB Netz die Einhaltung des S-Bahn-Fahrplans 1. Priorität. Daher ist es umso wichtiger, dass der Fahrplan der HHB mehr Zeitreserven hat, um eigene Verspätungen aufzufangen. Alles spricht für einen Endbahnhof Weil der Stadt - und in den Tunneln geringere Zuggeschwindigkeiten mit den die Fledermäuse leben können!

Mit freundlichen Grüßen

Andrea Frank-Bühler                                      Alan Knight
1. Vorsitzende                                              Schriftführer und Biotopschutz
NABU Weil der Stadt                                     NABU Weil der Stadt